Ich werde jeden Morgen mehr oder weniger pünktlich um 6:20 Uhr geweckt, 10 Minuten bevor mein Wecker klingelt. Das tägliche Ritual wird eingeleitet in dem Ella ins Bett springt, sich auf mich schmeißt als wäre sie ein Chihuahua, und ihren Kopf fest an mich schmust. Das klingt liebevoll, ist es auch, doch es fühlt sich bei einem 30 kg Schäferhund eher an als würde dich ein wilder Wolf im Bett überfallen. An manchen Tagen hast du Glück und keine der mächtigen Tatzen verpasst dir einen Tritt in die Weichteile. Dann gibt es Tage an denen dir beim Schmusen eine Kopfnuss verpasst wird, die sich anfühlt als hätte dir Chuck Norris höchstpersönlich einen roundhouse Kick verpasst.

Dennoch liebe ich meine Fellnase. Denn Ella ist mehr als nur ein Haustier, sie ist ein Familienmitglied. Sie schenkt mir viel Lebensfreude. Wir haben Ella in einer für uns schwierigen Zeit zu uns geholt (dazu gibt evtl. später einmal einen Beitrag).

Auch wir haben lange überlegt, ob wir uns wirklich einen Hund anschaffen wollen? Es wäre falsch zu behaupten, dass mit Hund alles toll ist. Selbstverständlich gibt es auch eine lange Liste an vermeintlichen Nachteilen. Reisen, spontane Tagesausflüge, neue Wohnungssuche, Unterhaltskosten und vieles mehr. Das Leben mit Hund ist kein Verzicht, sondern es ist einfach etwas Anderes. 

Darum ist ein Hund gut für deine Seele:

Verantwortung

Du hast jetzt ein Baby, das jeden Tag Zuwendung benötigt. Auch wenn es dir schlecht geht, kannst du dir keine Auszeit gönnen. Dein Hund braucht dich zum Überleben, schließlich ist er keine freilebender Wolf, der seine Beute selbst reist. 

Vor Ella lebten wir fast zehn Jahre allein, dass heißt du kannst tun und lassen was und wann du willst. Wir haben noch kein Kind und daher auch keinerlei Verantwortung außer für uns selbst. Nach all den Jahren in denen wir neue Länder bereist haben und uns Dinge gekauft haben, die uns vermeintlich glücklicher machen, wurde es Zeit Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung zu übernehmen bedeutet, dass man gebraucht wird. Gebraucht zu werden gibt deinen Leben einen Sinn und der Sinn des Lebens ist deinen Leben einen Sinn zu geben. Das klingt jetzt sehr philosophisch 😉 aber es ist irgendwie so.

Lachen

Ich würde mich nicht als Scherzkeks oder überaus fröhlichen Mensch bezeichnen, doch durch Ella sieht man mich mindestens +176,4% häufiger lächeln als früher. Vor Ella habe ich meist über lustige Youtube Videos oder Komödien gelacht. Heute lache ich schon morgens bei der ersten Gassirunde. Zum Beispiel wenn Ella das erste Mal in ihrem Leben eine Nacktschnecke begegnet. Interessiert aber voller Ekel wird das schleimige Insekt genauestens untersucht. Die Schnecke streckt ihre Fühler in Richtung Himmel, zieht diese aber blitzschnell wieder ein, nach dem Ellas feuchte Nase näher kommt. Ella springt tapsig um die Schnecke, als könnte sie das wirbellose Tier zum Spiel auffordern. Nach einer halben Minute Lachanfall setzen wir die Runde fort. Lachen ist gut für unser Wohlbefinden, wer mir das nicht glaubt, dem empfehle ich die Vorträge oder Bücher von Vera F. Birkenbihl.

Ein Hund weckt das Kind in dir

Ein Leben unter Erwachsen ist wie es klingt, kein Kinderspiel. Der Moment in dem ich merkte mein inneres Kind zu verlieren, war in meiner alten Arbeit. Dort waren Hunde im Büro erlaubt und meine Kollegin hatte ihren kleine süßen Dackeljungen mitgebracht. Als Hundeliebhaber konnte ich nicht einfach nur zu sehen wie der kleine braun gestromte Teckel rumtollt, ich wollte ein bisschen mit ihm und seinem Ball spielen. Ich knie mich hin, greife nach dem Ball und versuche mitzuspielen. Doch, das Spiel fühlte sich derart unnatürlich und steif an, dass ich relativ schnell wieder auf meinen zwei Beinen stand und mich meinen langweiligen Aufgaben widmete. Ich bin mit Hunden aufgewachsen und habe daher auch viel mit ihnen gespielt. Es war traurig zu sehen, dass man das Spielen verlernt hat. Doch mit Ella habe ich wieder gelernt aus mir zu gehen und Fantasie für das Spiel zu entwickeln. Ab und an ist es befreiend herumzualbern und sich zum Affen zu machen, in diesem Moment ist dein Kopf frei von Stress und Druck.

Erziehung & Disziplin

Nein, nein, nein! Ella denkt sicherlich “Nein” ist ihr zweiter Name. Hundeerziehung ist nicht leicht und Ella ist alles andere als ein wohl erzogener Hund. Das Problem ist aber in der Regel nicht der Hund sondern der Mensch. Als verantwortungsbewusster Hundebesitzer beschäftigt man sich zwangsläufig mit dem Thema Hundeerziehung und lernt mit Herausforderungen umzugehen. Hundeerziehung bedeutet konsequent mit seiner Fellnase zu arbeiten und auch eigene “schlechte” Angewohnheiten abzulegen. Zum Beispiel jeden Sonntagvormittag faul auf der Couch zu liegen, dass ist mit einen Hund nicht mehr drin, wenn die Hundeschule um 08:00 Uhr losgeht. 

Die große Herausforderung in der Hundeerziehung liegt meines Erachtens an der unterschiedlichen Kommunikationsweisen von Mensch und Hund. Daher ist es umso schöner erfolgreich erlernte Verhaltensweisen deines Hundes zu feiern, unter dem Gesichtspunkt, dass du und dein Hund auf eine völlig andere nonverbale / verbale Art kommunizieren als es Menschen untereinander tun. 

Bedingungslose Liebe

Dein Hund wird dich niemals verurteilen! Du bist Übergewichtig, du stotterst oder bist homosexuell? All das ist deinem Hund völlig egal, er liebt dich so wie du bist. Mal ganz unter uns, dass solltest du auch tun. 

Ella freut sich jeden Tag wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, als wäre ich ein Jahr lang weg gewesen. Sie möchte am liebsten immer an meiner Seite sein, egal ob ich einen Euro oder eine Millionen Euro auf der Bank habe. Sie lebt im Hier und Jetzt und sie würde uns niemals freiwillig gegen jemand anders eintauschen. Dein Hund gibt dir bedingungslose Liebe in guten und in schlechten Zeiten.

Ich denke die meisten Hundebesitzer wissen es zu schätzen, dass ihr Hund Balsam für die Seele ist. 

Solltest du dir im Moment überlegen einen Hund in deine Familie aufzunehmen, dann gehe bitte trotz aller Vorteile rational an diese Entscheidung heran.

Wie zeigt eure Fellnase, dass sie euch liebt? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.